Schüco
DSC Arminia Bielefeld

„Spüre, dass ich bei Arminia zuhause bin“

In Frank Rischmüller schlagen zwei Herzen – zum einen ein schwarz-weiß-blaues, zum anderen aber auch ein schwarz-rot-weißes. Seit über 30 Jahren wohnt und arbeitet der gebürtige Bielefelder im Schwarzwald und kommentiert dort als Radioreporter die Spiele des SC Freiburg.

Mittlerweile sind es über 1.000, die der sympathische Lebemann moderiert hat. Wie viele Spiele er dabei verpasst hat (Spoiler: sie sind an einer Hand abzuzählen), was für eine ganz besondere Mitgliedsnummer er beim DSC hat und wie er seine spezielle Beziehung zu Christian Streich beschreibt – das u.v.m. verrät uns Rischmüller im großen HALBVIER-Gespräch.

Frank, wie lautet deine Lieblingszahl?
Die Neun, wobei ich nicht genau sagen kann, warum.

Nicht die 7?
(lacht) Ach, jetzt hab ich’s. Ihr sprecht meine Mitgliedsnummer beim DSC an. Tatsächlich habe ich eine einstellige Mitgliedsnummer bei Arminia, was ja schon sehr besonders ist.

Du bist in Bielefeld geboren, wie rege ist der Kontakt in die Heimat noch?
Sehr. Ich bin momentan in meinem Elternhaus bei meiner Mutter in Jöllenbeck, da ich am Freitag ja auch im Stadion sein werde. Jedes Freiburg-Spiel, welches im Norden bzw. Westen Deutschlands stattfindet, verknüpfe ich in der Regel mit einem Besuch in der Heimat und natürlich auch gerne mit einem Besuch in der SchücoArena.

Wir blicken mal etwas zurück – du warst entscheidend an der Konzeption der damaligen Almpost beteiligt. Wie genau lief dein Einstieg beim DSC ab?
Da muss ich etwas ausholen. Ich habe meine ersten journalistischen Schritte beim Westfalenblatt gemacht – damals noch als Student mit Berichterstattungen über Spiele der Fußball-Bezirksliga. Im Februar 1990 durfte ich für die Neue Westfälische vom Länderspiel zwischen Deutschland und Frankreich berichten. Die Partie fand damals in Montpellier statt, wo ich nicht nur studiert, sondern auch meine erste Frau kennengelernt habe.

Zu Montpellier gibt’s ja noch eine andere schöne Geschichte, aber dazu später.
Genau. Ich habe die Berichterstattung dann auch anderen Medien angeboten – u.a. auch der Oldenburger Nordwestzeitung, die sie gerne genommen hat. Ein paar Monate später gab es eine Aufstiegsrunde in der Oberliga, an der der VfB Oldenburg und auch Arminia Bielefeld teilgenommen haben. Ich habe dann ein Portrait über Arminia Bielefeld geschrieben und es der Oldenburger Zeitung vorgelegt. Das haben sie sofort genommen, was auch nicht ganz verwunderlich war, schließlich habe ich als Arminia-Fan dort sehr viel Herzblut reingesteckt.  

Und dieser Artikel ist dem DSC nicht vorenthalten geblieben.
Der damalige Vorstandssprecher Conrad Schormann ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich nicht auch mal einen Artikel für die Almpost (Anm. d. Red. damalige Stadionzeitung) schreiben könne. Das war quasi der Anfang und nach nicht einmal drei Wochen war ich mehr oder weniger Chefredakteur. So schnell kann es manchmal gehen. Vor jedem Heimspiel bekam ich immer die großen Bögen, auf denen schon millimetergenau die Werbeanzeigen eingezeichnet waren. Für die restliche Befüllung war ich zusammen mit einigen freien Mitarbeitern zuständig. So ging das Ganze dann circa zwei Jahre.

Bis der private Hörfunk nach Nordrhein-Westfalen kam und du einen neuen Weg gingst.
Radio Bielefeld fragte zu seiner Zeit beim DSC an, wer denn wohl von Spielen Arminias berichten könnte. Karl-Gerd Büttemeier, der heute übrigens immer noch beim DSC arbeitet, warf dann meinen Namen in den Ring. Da ich während meiner Zeit in Frankreich DJ für einen Radiosender war, hatte ich zumindest eine kleine Vorerfahrung, weswegen man mir diese Funktion durchaus zutraute.

Dann bist du der Vorgänger von Dr. Ulrich Zwetz?
Genauso ist es. Ich war anschließend bei allen Spielen von Arminia und habe für Radio Bielefeld berichtet. Auch einige andere Stationen habe ich mit Inhalten vom DSC bedient – so zum Beispiel auch Radio Lippe, für die ich das eine oder andere Mal auf der Autobahn abends auf dem Rückweg eines Spiels auf der Raststätte angehalten bin und live aus einer Telefonzelle die Partien von Arminia zusammengefasst habe. Und nebenbei habe ich in all dieser Zeit auch weiterhin an der Almpost gearbeitet. Im Herbst 1993 schlug ich dann aber wieder einen neuen Weg ein.

Welchen genau?
In Freiburg, damals frisch gewordene Bundesligastadt, wurde bundesweit ein Sportchef für den lokalen Radiosender gesucht und auf genau diese Stelle habe ich mit Arbeitsproben beworben und ein paar Wochen später – pünktlich zum Jahreswechsel – habe ich diese Stelle angetreten.

Du lebst also seit mittlerweile fast 30 Jahren in der Nähe von Freiburg und arbeitest dort über den SC Freiburg – schaffst du es bei all deiner Arbeit überhaupt noch, mit einem Auge auf die Saison und die Spiele Arminias zu schauen?
Natürlich. Ich bin seit 2006, also seit 15 Jahren, hauptberuflich als Redaktionsleiter eines Wochenzeitungsverlages tätig und mache die Geschichte mit dem Radio nebenberuflich. Ich habe in all den Jahren den SC begleitet, Arminia hat dabei aber immer eine Rolle gespielt, das ist doch klar. Ich habe auf meinem Schreibtisch noch einen alten Tischkalender – da bin ich dann doch ein Typ „der alten Schule“. In diesen trage ich alle Spiele des DSC mit der Hand dick und feinsäuberlich ein. Wenn es zudem die Möglichkeit gibt, Spiele des DSC zu besuchen, bin ich der Erste, der sich um eine Karte kümmert. Im vergangenen Jahr war ich beispielsweise beim spannenden 1:1 Arminias in Stuttgart, weil das von meinem „neuen“ Zuhause ja nicht weit weg ist. Es schlägt also nach wie vor ein schwarz-weiß-blaues Herz in mir. Die Mitgliedschaft beim DSC hat weiterhin Bestand, weil ich in diesem Verein auch ein Stück weit meine Wurzeln sehe und letztlich auch sehr dankbar bin, weil der Verein mir dabei geholfen hat, meine Leidenschaft und mein Hobby zum Beruf zu machen.

In all den Jahren hast du mittlerweile über 1.000 Pflichtspiele des SCF moderiert. Eine irre Zahl, oder?
Ich habe vor einigen Jahren angefangen, meine Spiele mithilfe von Datenbanken zu dokumentieren. Dort konnte ich dann sowohl die Bundesliga-, aber auch DFB-Pokal- und internationalen Spiele des SCF zuzählen. Beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, was wir im Oktober 2020 dann sogar noch gewinnen konnten, habe ich mein 1.000 Spiel erlebt. Vom Verein gab es eine Kiste Wein und zahlreiche Glückwünsche – das war schon ein tolles Erlebnis.

Und gegen den DSC kommentierst du dann dein wievieltes Spiel?
Das müsste das 1.010. sein. Da bietet sich ein 1:1 oder ein 10:10 doch fast schon an. 

Stimmt es, dass du seit Dezember 1993 nur zwei Pflichtspiele mit SC-Beteiligung verpasst hast?
Einmal habe ich ein Spiel gegen Hoffenheim verpasst, weil ich im Krankenhaus gelegen habe – das war so vor circa vier Jahren. Die andere Partie, das müsste eine im DFB-Pokal gewesen sein, konnte ich nicht kommentieren, da der Sender vergessen hatte, eine Lizenz zu beantragen. Ansonsten habe ich tatsächlich noch keine Partie verpasst. Uli Zwetz müsste ja auch langsam auf die 1.000 zugehen, wobei ich das große Glück habe, hier in Freiburg auch ein paar internationale Spiele moderiert zu haben. Daher drücke ich euch und Uli natürlich die Daumen, dass ihr auch nochmal in diesen speziellen Genuss kommt.

Der SC Freiburg ist seit Jahren Mitglied in der Bundesliga und wird allerorts als sympathischer und bodenständiger Verein angesehen – was macht ihn deiner Meinung nach so besonders?
Das ist ein ganzes Mosaik an Dingen. Zum einen ist das die Kontinuität im Umfeld des Vereins, die dann wiederum mit einer gewissen Gelassenheit kombiniert wird. Man hat in Freiburg zu keiner Zeit einen Abstieg aus der Bundesliga als das Ende des runden Balles betrachtet. Auch aus diesem Grund ist man dann recht schnell wieder aufgestiegen. Alle anderen Themen sind in Freiburg eher medialer Art, wobei dann auch eher auf größerer als auf lokaler Ebene – als wir in Gladbach verloren haben, schrieb die Presse, dass der SC Freiburg wohl nun einen Haken an die Europaplätze machen könne. Ich sage aber ganz ehrlich, dass das hier niemanden interessiert hat. Der Verein weiß, dass er seinen Startplatz in der Bundesliga nicht gepachtet hat und ist daher über jedes Jahr im deutschen Oberhaus sehr dankbar. Des Weiteren legen die Verantwortlichen sehr viel Wert auf die Nachwuchsarbeit.

Zu den Förderern der Jugend gehört auch Christian Streich, der seit knapp zehn Jahren Freiburger Cheftrainer und damit dienstältester Trainer in der Bundesliga ist. Ihr beiden pflegt eine besondere Beziehung.
Ich führe nach den Spielen – Corona außen vor gelassen – als Erster das Interview mit Christian Streich. Es gab Szenen, die mir für immer im Kopf bleiben werden. In Hannover sind wir vor einigen Jahren ganz bitter abgestiegen, nachdem wir in der Vorwoche noch Bayern besiegt und uns dadurch eine ganz starke Ausgangsposition im Kampf um den Klassenerhalt erkämpft hatten. In Hannover lief aber alles gegen uns – nach dem Spiel kam Christian Streich in den Presseraum und bevor er auf der Empore Platz nahm, ging er quer durch den ganzen Raum, kam direkt zu mir und umarmte mich innig. Ich weiß nicht genau, warum er das gemacht hat, aber es war ein sehr spezieller Moment. Danach hatte ich ihn im Gespräch bei mir am Mikrofon. Wir haben das Gespräch irgendwann abgebrochen, da er den Tränen so nahe stand. Solche Momente verbinden. Was ich auch nie vergessen werde, ist, dass er mich anlässlich meines 1.000, Spiels vor ein paar Monaten auf der Pressekonferenz vor der Partie erwähnte, mir gratulierte und eine nette Rede hielt.

Weißt du noch, worum es in der Rede ging?
Er erinnerte sich daran, dass er als Kind gerne schon Fußballreportagen im Radio hörte und manche Kommentatoren lieber zu den Nachrichten geschickt hätte, während er andere ganz faszinierend fand. Mich, und das sagte er dann vor allen, würde er zur zweiten Kategorie zählen. Das war natürlich ein Ritterschlag, der mich sehr berührt hat. Wir mögen und schätzen uns.

Du erwähntest einmal, dass du gerne nochmal ein Pflichtspiel mit den Freiburgern in Frankreich und dann am liebsten in Montpellier – beim HSC – absolvieren würdest. Warum genau?
Das hat mehrere Gründe. Wie eingangs bereits erwähnt, habe ich in Montpellier studiert, dort meine erste Frau kennengelernt und meine heute erwachsenen Kinder sind in Montpellier geboren. Ich war als Student Privatlehrer im Hause des damaligen HSC-Präsidenten Louis Niccolin, der 2017 leider verstorben ist. Einer seiner Söhne hat das Amt übernommen, weswegen meine Beziehung zum HSC nach wie vor sehr eng ist. So habe ich u.a. auch live miterlebt, wie Montpellier 2012 französischer Meister wurde, ehe PSG mithilfe der Investoren so richtig durchstartete. Es wäre also sehr schön, wenn mich die Reise beruflich und vor allen Dingen mit dem SCF nochmal nach Montpellier führen würde. Allzu viele Jahre bleiben mir in meinem Alter dann ja auch nicht mehr (lacht). 

Seit dem 01. Januar 2018 bist du auch Mitglied beim SC Freiburg. Dort wahrscheinlich aber nicht als Mitglied Nummer Sieben.
Nein, die ist vierstellig (lacht).

Fangfrage so kurz vor Schluss – auf deiner Internetseite sind deine drei Favoriten in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. An erster Stelle steht der DSC, gefolgt vom SC Freiburg und deiner Familie. Wenn man den Aspekt der Chronologie wegnehmen müsste, wie wäre die Reihenfolge?
Die Familie ist natürlich an eins! Da gibt’s keine zwei Meinungen. Im Alltagsgeschäft schlägt mein Herz etwas mehr für den SC Freiburg. Ich habe aber auch viel Herz für den DSC übrig, weil mir vom Verein bei der einen oder anderen Anliegen immer wieder sehr viel Wärme entgegengebracht wurde. Da spüre ich einfach, dass ich bei Arminia zuhause bin.

Und wem drückst du Freitag dann final die Daumen?
Es tut mir leid, aber da ich ein ehrlicher Mensch bin, nenne ich hier den SC Freiburg. Ich hoffe aber, dass mir das kein Bielefelder verdenkt, nachdem ich jetzt schon fast 30 Jahre hier unten beim SC Freiburg bin. Gleichzeitig täte es mir Arminia aber sehr leid, weswegen ich bei einem Bielefelder Sieg auch alles andere als traurig wäre.

Das Gespräch ist Teil der aktuellen HALBVIER, die ihr hier online findet!

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