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„Bielefeld ist für mich sehr besonders“

Wolfgang Hesl hat einiges erlebt. In den elf Jahren seiner abwechslungsreichen Karriere spielte er unter anderem für die SpVgg Greuther Fürth und unsere Arminia. Vor dem Spiel gegen das Kleeblatt nahm sich der 35-jährige Torhüter, der auch nach seiner Profikarriere noch auf dem Platz steht, die Zeit und sprach über die Zeit nach der Karriere, eine herausragende Beziehung und ein ganz besonderes Spiel.

Wolfgang, wenn Arminia dich noch einmal verpflichten wollen würde: Auf welcher Position wärst du am besten aufgehoben?

(lacht) Das wäre sicherlich immer noch im Tor.

Dabei warst du in deiner Zeit beim Bezirksligisten TSV Stulln auch auf anderen Positionen aktiv.

Ja (lacht), das stimmt. Ich habe im Sturm und auf der Sechs gespielt. Das war, nachdem ich aufgehört hatte, eine Entscheidung aus Spaß. Ich hatte da Lust drauf, da mein bester Freund beim TSV Trainer ist. Für ein Jahr war das dann mal ganz witzig.

Dabei warst du gar nicht so erfolglos. Immerhin konntest du direkt im ersten Spiel auch deinen ersten Treffer erzielen und in 22 Spielen sogar insgesamt sechs Tore schießen.

Stimmt. Stulln ist ja wirklich ein Dorfverein in der Bezirksliga. Es war für die sogar ein riesiges Abenteuer, in der Bezirksliga zu spielen. Ich hatte da Lust drauf und konnte aufgrund dessen, dass ich ja jetzt auch lange genug professionell mit dem Ball zu tun hatte, die eine oder andere Bude machen. Es war die Möglichkeit, mit meinem besten Kumpel zusammenzuspielen, sodass sich das ganz gut ergeben hat.

Bei deinem aktuellen Verein, dem SC Ettmannsdorf, bist du ja mittlerweile sogar nebenbei auch als Torwarttrainer aktiv.

Naja, wir haben bei uns in der ersten Mannschaft tatsächlich eine Torwarttrainerin. Die hat auch mal Bundesliga gespielt und bringt daher eine gute Erfahrung in das Training. Wenn es die Zeit hergibt, versuche ich aber durchaus mal in den anderen Mannschaften und vor allem der Jugend auszuhelfen und ein paar Tipps an die Jungs und Mädels weiterzugeben.

Ist der Job als Torwarttrainer für dich denn auch eine Alternative für die Zukunft?

Ich möchte da aktuell noch nichts ausschließen. Ich studiere aktuell Sportmanagement, das heißt da muss sich tendenziell eher Samir warm anziehen (schmunzelt). Der macht aber einen sehr guten Job, sodass ich ihn da auf seiner Position erst einmal in Ruhe lassen werde. Aber ansonsten, auch als Trainer, möchte ich erst einmal nicht in den Profifußball zurück. Im Dorfverein mache ich das ganz gerne mal und schaue auch mal bei verschiedenen anderen Mannschaften vorbei, aber die Profischiene möchte ich da eigentlich nicht mehr fahren.

Auch das Leben als Amateur bringt ja einige Vorteile mit sich. Wie unterscheidet sich denn dein Alltag im Vergleich zu deiner Zeit als Profi?

Sicherlich unterscheidet sich dabei vor allem das Trainingspensum und die Trainingszeit. Wenn du den Fußball als Beruf ausübst, lebst du jeden Tag beinahe ausschließlich für den Fußball. Hier beim SC Ettmannsdorf trainieren wir hingegen dreimal in der Woche und haben am Wochenende ein Spiel. Dazu kommt, dass die Trainingszeiten erst abends um 19.00 Uhr sind. Da bei uns ja fast alle über den Tag hinweg arbeiten, sind Einheitenvv morgens um 10.00 Uhr schlicht nicht möglich. Auch neben dem Platz hat sich natürlich sehr viel verändert. Ich habe jetzt sehr viel mehr Zeit für die Familie und genieße das sehr. Jetzt steht halt nicht mehr der Fußball auf Nummer eins, sondern die Familie - das ist schön und auch gut so.

Vermisst du etwas aus deiner Zeit als Profi?

Wenn bei uns in Ettmannsdorf 500 Zuschauer am Rand stehen, sind das schon viele. Da fehlt es im Vergleich natürlich schon ein bisschen an Stimmung. Man erinnert sich immer wieder daran, wie es ist, aus der Kabine herauszukommen und vor ausverkauftem Haus zu spielen. Das ist immer ein unvergleichliches Gefühl gewesen, das man auf den örtlichen Sportplätzen sicherlich auch schon mal vermisst.

Du hast ja auch immerhin elf Jahre deines Lebens als Profi verbracht und bei sieben Vereinen gespielt. Dabei dürftest du jede Zeit noch einmal unterschiedlich stark in Erinnerung haben.

Natürlich. Auch unabhängig von dem Spiel am Sonntag waren Fürth und Bielefeld für mich die prägendsten, weil intensivsten Jahre. In Fürth war ich auch als Kapitän aktiv und habe sehr viel Kraft und Herzblut in den Verein und die Mannschaft reingesteckt. Wir wären damals ja fast aufgestiegen, haben es aber leider nur knapp in der Relegation nicht geschafft. Der Unterschied zwischen meiner Zeit bei den beiden Vereinen waren vor allem die Mannschaften: Während es bei der Spielvereinigung immer noch ein sehr stark auf die Jugend ausgerichtete Struktur gibt, bei der ich mit Ende 20 schon fast der älteste Spieler war, traf ich in Bielefeld auf eine gestandene Truppe, mit der es aber auch unglaublich viel Spaß gemacht hat. Jeder wusste, was er machen muss, sodass eine besondere Synergie entstanden ist. Beide Stationen waren einfach sehr intensiv und von schönen Erlebnissen geprägt.

In Fürth hast du fast zwei Jahre mit unserem aktuellen Cheftrainer Frank Kramer zusammengearbeitet, der dich auch zum Kapitän gemacht hat. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?

Ich glaube, Frank und ich haben uns damals fast täglich ausgetauscht. Das hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht so kennengelernt. Eine Trainer-Spieler-Beziehung, die so intensiv und vom Vertrauen geprägt war, gab es bei mir auch danach nie wieder. Wir haben heute noch Kontakt und schreiben uns ab und zu. Aber sicherlich ist der Austausch nicht mehr intensiv wie früher. Ich denke, dass wir uns beide gegenseitig zum damaligen Zeitpunkt sehr geholfen haben, maximale Leistung zu bringen. Daher denke ich sehr gerne an diese eineinhalb Jahre zurück, da es eine sehr gute und erfolgreiche Zeit war.

Was hat eure Zusammenarbeit denn so besonders gemacht?

Ich denke auf jeden Fall, dass Frank sich sehr durch seine sehr persönliche und enge Art auszeichnet. Man kann davon ausgehen, dass er das auch aktuell macht und die Führungsspieler wie Fabi Klos und Manu Prietl in seine Gedanken mit einbezieht und in jede Entscheidungsfindung einbindet. Dazu kommt, dass er ein sehr akribischer Arbeiter ist. Das sieht man unter anderem an seiner täglichen Trainingsarbeit: Er versucht die ganze Zeit, den Kader zu verbessern, arbeitet gemeinsam mit seinem Team an Stärken und Schwächen. Ich glaube, es gibt kaum Trainer, die da noch mehr Zeit aufwenden als er.

Unter Frank hast du ja auch 17 deiner 19 Bundesligaspiele machen dürfen. Was war für dich der größte Unterschied zwischen den beiden Ligen?

Auch wenn das blöd klingt, aber der größte Unterschied zwischen der ersten und zweiten Liga ist das Geld. Die Vereine, die schon länger in der Bundesliga spielen, haben die Möglichkeit, sich die besten Einzelspieler zu kaufen und dementsprechend die besten Teams zusammenzustellen. In meiner eigenen Zeit in der Bundesliga hielt sich der Unterschied auf dem Platz sicherlich ein wenig in Grenzen, da bei uns in Fürth die Aufstiegsmannschaft überwiegend so zusammengeblieben war und die Leistungen dementsprechend ähnlich ausfielen. Im Training war die Ligazugehörigkeit für mich kaum zu spüren, sodass sich der merkliche Kontrast vor allem auf die Spiele beschränkte. Wenn man gegen die Topmannschaften der Liga gespielt hat, war schon bemerkbar, dass es in der Bundesliga anders zugeht. In München zu spielen ist dann halt doch ein anderes Level als in Sandhausen.

Du hast auch deine zwei Jahre bei Arminia als prägend beschrieben. Wie denkst du heute an die Zeit in der SchücoArena zurück?

Ich kam ja nach dem Aufstieg nach Bielefeld. Alex Schwolow war zurück nach Freiburg gewechselt und hinterließ dementsprechend eine Lücke, die es zu füllen galt. In der ersten Saison unter Norbert Meier haben wir eine Saison gespielt, wie es sich jeder Armine vorgestellt hatte. Auf und neben dem Platz verlief alles ruhig und wir konnten den Klassenerhalt relativ schnell sicher machen. In der zweiten Saison hingehen, steckten wir quasi vom Anfang an im Abstiegskampf. Im Winter hatte uns der eine oder andere Experte schon für abgestiegen erklärt und auch für mich lief es nicht so gut. Auch wenn ich im Saisonfinale zwischen den Pfosten stand, gab es zwischenzeitlich einen Torwartwechsel und ich habe nicht die besten Leistungen bringen können. Am letzten Spieltag, in Dresden, konnten wir dann aber noch den Klassenerhalt klarmachen und Arminia in der zweiten Liga halten. Das war ein schönes Finale – auch wenn sich das sicherlich jeder anders vorgestellt hatte.

Die Zeit war also sehr intensiv…

Ja, ich denke sehr gerne an die Zeit zurück. Bielefeld ist für mich sehr besonders, da sich in der Stadt alles um den Verein dreht. Jeder kennt und erkennt die Spieler, wenn die in der Stadt unterwegs sind. Da ich das zu dem Zeitpunkt vorher auch nicht kannte, war das schon sehr herausragend für mich. In Fürth ist man da etwas anonymer und zurückhaltender. In Bielefeld sind die Leute schon sehr fußballverrückt und auf Arminia fixiert.

Du hast eben den Klassenerhalt bei Spiel in Dresden angesprochen. Besonders dürfte auch das Spiel direkt davor in Erinnerung geblieben sein. Damals gewannen wir zu Hause mit 6:0 gegen Aufstiegsaspirant Eintracht Braunschweig.

Ich kriege tatsächlich immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das ganze drumherum war ja legendär. Wie Carsten Rump vor dem Spiel die emotionale Rede gehalten hat, die anschließend im Internet seine Runden machte. Das war ja auch eine Saison, in der unsere Spiele des Öfteren mit sehr vielen Toren endeten. Selbst wenn wir mit drei oder vier Toren geführt haben, war immer noch der Gedanke da, `hoffentlich geht das nicht noch schief´. Aber das war so ein Tag, an dem wirklich alles funktioniert hat. Da haust du plötzlich gegen einen Aufstiegsaspiranten ein 6:0 raus, mit dem wirklich niemand gerechnet hätte.

Damals war es vor allem der Teamgeist und der Zusammenhalt, der uns zum Klassenerhalt getragen hat. Hast du heute noch Kontakt zu deinen ehemaligen Mitspielern aus dieser Zeit?

Nur wenig. Es sind aber auch kaum noch Kollegen von damals da. Wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe, sind Fabi Klos und Manu Prietl die beiden einzigen Spieler, die schon da waren, als ich wechselte. Als Arminia aufstieg, war ich tatsächlich beim Auswärtsspiel in Fürth und habe kurz mit Schonzi, Michael Schweika und Klosi gesprochen. Der hat mir dann auch netterweise sein Trikot überlassen. Aber da ich ja etwas weiter von Bielefeld weg bin, kommt es da relativ selten zum Kontakt zwischen mir und aktuellen Arminen.

Kommen wir abschließend zur aktuellen sportlichen Situation. Sowohl das Kleeblatt als auch unser DSC kämpfen aktuell um den Klassenerhalt. Wie schätzt du die aktuelle Situation der beiden ein?

Es sind natürlich komplett unterschiedliche Ausgangslagen. Fürth ist pragmatisch gesehen schon etwas abgeschlagen. Da wird der Klassenerhalt ehrlicherweise sehr schwer. Arminia hingegen hat es noch komplett in der eigenen Hand. Mit den beiden Siegen vor der Winterpause haben die Jungs sich wieder herangekämpft und sind noch voll dran. Da ist auf jeden Fall noch alles möglich.

Und wem drückst du am Sonntag die Daumen?

Das ist jetzt natürlich schwierig. Wenn ich jetzt diplomatisch antworten soll, würde ich sagen, dass ich auf ein Unentschieden hoffe. Das würde aber keinem so richtig weiter helfen, sodass ich tatsächlich sage, dass ich auf einen Sieg von Arminia hoffe. Da ist die Chance noch deutlich größer, dass es am Ende der Saison mit dem Klassenerhalt klappen könnte. Fürth ist da etwas weiter weg von, auch wenn die Jungs natürlich auf keinen Fall aufgeben werden. Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass man da eher mit der zweiten Liga plant.

Dann danken wir dir für das Gespräch und wünschen viel Erfolg für die Rückrunde mit dem SC Ettmannsdorf.


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