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Misha schreibt aus Wien in diesem Blog über das Dasein als Fan, den Verein, die Liebe zu Arminia, das besonders sein, wenn man eben von hier wech ist und dann wirklich wech ist und wie das Ganze so in Wien aussieht, da wo er nun lebt, auch wenn sein Herz nie von diesem Verein wech gehen wird.

Jetzt ist schon wieder was passiert. So beginnt der österreichische Autor Wolf Haas jeden seiner Brenner-Krimis. Wobei passender wäre: Jetzt ist es tatsächlich passiert.

Fabian Klos verlässt nach elf Jahren Arminia Bielefeld. Das muss man erstmal sacken lassen. Also, ich musste es erstmal sacken lassen, als ich die Meldung am Montag las. Klar, wir alle wussten, dass dieser Tag kommen würde, kommen musste, aber als ich es dann schwarz auf weiß und blau las… nun ja, ich bin sicher nicht der einzige, der einen Kloß im Hals hatte. No pun intended, versprochen.

Seit gestern trudeln laufend Zitate von Freunden und Weggefährten ein, Würdigungen, Verabschiedungen und beste Wünsche, und es ist schön, zu lesen, welche Wirkung Fabian Klos über die Arminia hinaus hatte. Ich habe ihn, wie die meisten von uns, nie persönlich kennengelernt. Deshalb kann ich nur über den Klos sprechen, den ich auf dem Fußballfeld, auf Sky und in Interviews erlebt habe, und dessen Trikot eingerahmt bei mir zu Hause an der Wand hängt.

Im Juli 2011 machte Fabian Klos als Einwechselspieler sein erstes Match für Arminia, in einem Spiel, das wir gegen die Zweitvertretung des VfB Stuttgart verloren. Ich war im Stadion, lebte zwar bereits in Berlin, war aber zu Besuch in der alten Heimat mit Benny (CASPER) und seiner Band. Später sind wir noch zum Serengeti Festival und erfuhren dort, dass Amy Winehouse verstorben war. Einer der Gründe, weshalb ich mich so gut an dieses Spiel erinnere.

An wen ich mich nicht erinnere: Fabian Klos. Ich will ehrlich sein, ich hatte ihn in der ersten Saison kaum auf dem Schirm. Überhaupt ist die Erinnerung an diese Saison recht blass. Vermutlich verdränge ich sie. Ich war dann noch beim Spiel in Babelsberg, wir verloren, machten den Klassenerhalt aber trotzdem sicher, und irgendein Babelsberger Möchtegern-Hool stahl mir meinen Schal. Es sollte die letzte Saison sein, in der weder ich noch unsere Gegner Fabi nicht mehr auf dem Schirm hatten.

Man könnte jetzt natürlich all seine Erfolge aufzählen, seine Tore, seine Aufstiege mit der Mannschaft. Aber wenn ich ehrlich bin: So sehr ich mich über seine Tore freute, es waren ganz andere Dinge, die Fabian Klos zu meinem Lieblingsspieler machten.

Denn zwischen all den zweifellos wichtigen Toren schien für mich immer der Mensch auf dem Platz durch. Einer, der in jedem Spiel alles gab. Dessen gelbe Karten selten Ausdruck von Unfairness, sondern von Leidenschaft waren. Nie fehlerlos, aber immer mit größter Passion. Für den Club und für die Fans.

Ich kann genau auf einen bestimmten Moment in seiner Karriere zeigen, der für mich versinnbildlicht, wer Fabian Klos als Spieler war. 

Es war in einem Spiel gegen unseren kommenden Heimspielgegner Union Berlin in der zweiten Liga, auswärts in der Alten Försterei. Union griff an und erhielt eine Ecke. Die Ecke kam scharf rein und der Ball ging aufs Tor. Unser Torwart war bereits geschlagen und die Punkte schienen futsch – wäre es nicht für Fabian Klos gewesen, der auf der Linie stand und den Ball abwehrte. Danach ballte er beide Fäuste und brüllte und jubelte, als hätte er gerade den Siegtreffer geschossen.

Wenn ich Fabian Klos und seine Zeit bei Arminia in einer Szene beschreiben müsste, das wäre sie. Bei ihm ging es nie nur um Tore, sondern um das Ganze. Der sich auf auf die Bank setzte, wenn es der Mannschaft half. Der nach einem Platzverweis nicht in den Katakomben verschwand, sondern am Spielfeldrand weiter mitfieberte. Der einen Gegner nach einem Eigentor tröstete. Der keine Scheu hatte, seine Gefühle zu zeigen.

Ich bin mir sicher, jene, die ihn persönlich kennen, können viel mehr über ihn sagen, aber das ist eben das, was ihn für mich als Fan so besonders gemacht hat. Ganz zu schweigen davon, dass er seine gesamte Profi-Karriere bei Arminia verbracht hat. Klar ist das Fußballromantik, aber es ist eben doch etwas Außergewöhnliches.

Der Club postete am Montag einen Tweet, der eigentlich alles sagt: Ein Ziegen-Emoji, das Kürzel für GOAT. Greatest of all time. Natürlich kann man über solche Labels streiten, schließlich gab es in jeder Ära besondere Spieler, und die Zeiten sind heute andere als früher, es ist kaum vergleichbar. Meiner Meinung nach schließt ein GOAT den anderen nicht aus. 

Sprich: Fabian Klos als Arminias GOAT zu bezeichnen ändert nichts an den Verdiensten der anderen Hall of Famer, wie Rübe Kauf, Artur Wichniarek oder Christian Sackewitz. Sie alle waren für ihre Zeit GOATS. Und sie sind es immer noch. Und sie stehen jetzt Spalier. Arminias Hall of Fame-Mannschaft bekommt jetzt endlich ihren Kapitän: Fabian Klos.

Abschiede sind nie schön, aber wenn ich ehrlich bin ist der Zeitpunkt gut und würdig gewählt. Fabian Klos verlässt als Bundesligaspieler erhobenen Hauptes nach elf Jahren den Verein, dem er und der ihm so viel zu verdanken hat. Wir alle haben Klarheit, das Pflaster ist ab. Und ich freue mich für ihn, wenn er jetzt noch einmal für einige Jahre bei einem anderen Club die Stiefel schnüren kann. Er hat es sich verdient, die Fußballbühne so zu verlassen, wie er es sich vorstellt. 

Danke für alles, Fabian. Und wie man hier in Österreich sagt: Pfiat di und baba.


Geboren auf Gibraltar (Das sind ne Menge in die Wiege gelegte Groundhoppingpunkte) und zwar in dem Jahr, in dem unser DSC das allererste Mal überhaupt in der 1. Bundesliga war - 1971 - und mit kleinen Unterbrechungen auch immer noch ist. Drei Jahre später zog der Junge Bub dann nach Bielefeld und verlor sein Herz, seine Leidenschaft und manchmal auch sein Blutdruck an die Blauen.

Misha Verollet ist Exil-Bielefelder in Wien. Er lebt seit 2012 in der österreichischen Hauptstadt, wo er als Werbestratege arbeitet. Wenn er nicht gerade auf Sky jedes Spiel der Arminia verfolgt, produziert er unter anderem als FUTURE NIGHTMARES LoFi Beats und Ambient Musik. Twitter: @ftrnghtmrs


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