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"Zweifel sind Verräter"

Am Dienstag war der 22-malige Kickbox-Weltmeister Dardan Morina bei uns zu Gast und brachte unsere Jungs in einem speziellen Training ordentlich ins Schwitzen. Anschließend hielt er im hoteleigenen Kino noch einen Vortrag – wir konnten nach dem Abendessen mit Dardan und Cheftrainer Frank Kramer sprechen. Um Dardan und seine Passion besser kennenzulernen, haben wir uns über den Kontrast von Einzel- zu Mannschaftssport unterhalten und haben versucht zu ergründen, mit welcher Einstellung man dem Erfolg näherkommen kann.

 

Frank, wie hast du den Austausch von Sportart zu Sportart heute erlebt?

Frank Kramer: Für mich war es natürlich total interessant. Einzelsportler sind im Gegensatz zu uns auf sich ganz allein gestellt, müssen ihren eigenen Weg gehen und klare Ziele haben.

Dardan, hast du neben dem Kickboxen auch einen Bezug zu Teamsportarten wie beispielsweise Fußball?

Dardan Morina: Obwohl ich allein in den Ring steige, habe ich ein riesiges Team hinter mir, welches mir vieles abnimmt. Ohne die wäre das alles nicht vorstellbar, deshalb bin ich auch immer ein Teamplayer gewesen. Trotzdem bewältige ich meine Aufgaben gerne allein.

Was können Teamsportler von dir als Einzelkämpfer lernen?

Dardan: Das Visualisieren und die Kraft, zusammenzuhalten. Wenn elf Leute an dieselbe Sache glauben, kann nichts schief gehen – davon bin ich überzeugt. Für mich sind Zweifel immer ein Stück weit Verräter, sie lassen uns viele Dinge gar nicht ausprobieren. Wenn wir die Zweifel ablegen und es trotzdem probieren, klappt es meistens auch.

Hattest du das Gefühl, du konntest den Jungs etwas mitgeben?

Dardan: Ein paar hier sind echte Talente. Mich hat es ein bisschen gewundert, dass keiner der Spieler schon Erfahrungen im Kampfsport hatte – normalerweise gibt es da immer einige. Trotzdem haben es einige wirklich gut gemacht, das war manchmal sogar so gut, dass aus Manchem bestimmt ein guter Kickboxer hätte werden können.

Du hast gesagt, dass du es liebst, großen Herausforderungen entgegenzutreten. Auch Arminia muss sich immer wieder schwierigen Aufgaben stellen. Hast du in diesem Punkt ein paar Worte an die Jungs richten können, die ihnen zukünftig bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen helfen können?

Dardan: Ganz wichtig ist das Visualisieren von Herausforderungen. Formulieren zu können, was man selbst möchte, was das Team möchte und wo das Team hin möchte. Dazu gehört auch das Ablegen von Grenzen. Es spielt keine Rolle, was irgendjemand mal irgendwann gesagt hat. Wir geben dem Gegner nur die Macht, wenn wir glauben, dass er der Beste und Stärkste ist – das stiehlt uns viel von unserer Energie.

Frank, du hast als Fußballer eine andere Perspektive auf das Erreichen von Zielen. Wo liegen die Unterschiede zwischen beiden Sportarten und wo die Gemeinsamkeiten?

Frank: Natürlich hat man, wie Dardan gesagt hat, auch ein Team hinter sich, im Ring ist man ganz allein. Bei uns ist das ganz anders, da kann einem jeder helfen. In einem guten Team weißt du immer, dass du dich auf den anderen verlassen kannst. Die Herangehensweise ist super interessant. Im Ring nehme ich den Kampf an und muss die richtigen Mittel finden, mit denen ich mich durchsetzen kann, um den Kampf zu gewinnen. Im Ring gibt es nun mal kein Unentschieden, da kann nur einer gewinnen. Von dieser Überzeugung können wir als Team und ganz besonders jeder Einzelne etwas mitnehmen.

Dardan: In der letzten Übung, in der ich Entschlossenheit von den Spielern gefordert habe, wollte ich zeigen, dass es nicht reicht, Herausforderungen mit halber Kraft anzugehen. Frei nach dem Motto: 'Vielleicht reicht es ja'. Das Problem dabei ist, dass die Hoffnung unser Handeln einschränkt. Das vielleicht müssen wir vergessen und stattdessen Entschlossenheit zeigen, die Dinge mit 100% anzugehen - nur dann können wir auch 100% zurückerwarten.

Frank: Es ist ja auch so, dass, wenn man die Sachen nicht machen oder sich nicht quälen will, man irgendetwas davorschiebt. In einer Mannschaft sind es die Mitspieler oder der Trainer, die einen angeblich am Erfolg hindern. Das gibt es im Einzelsport einfach nicht.

Im Ring gibt es keine Ausreden.

Dardan: Die Zuschauer sehen nur dich und den Gegner. Nach dem Kampf kannst du Ausreden finden, so viele du willst, die interessieren niemanden.

Frank: Was mir sehr wichtig war, war die Haltung, mit der wir Aufgaben entgegentreten. Wenn jeder Einzelne im Team von dieser Haltung etwas mitnehmen kann, geht die Mannschaft enorm gestärkt daraus hervor. Wenn jeder Einzelne gestärkt durch eine selbstbewusstere Haltung dem Team neue Impulse geben kann, gewinnen am Ende alle.

Dardan: So soll sich jeder auch mit sich selbst auseinandersetzen und sich immer wieder die Frage stellen: 'Was will ich eigentlich wirklich?' In einem Team sieht das dann eben so aus, dass jeder gucken muss, wie er diese Frage mit den Zielen des Teams vereinigen kann.

Frank: Allgemein, glaube ich, geschieht das im Mannschaftssport noch immer zu wenig. Ich meine, dass die Frage, wie ich dem Team helfen kann, über allem schweben sollte. Prinzipiell ist es wie immer im Leben: Wer etwas wirklich möchte, der kann aus einer erfolgreichen Persönlichkeit viel für sein eigenes Ich lernen. Wer das tut und das gut in seine Leistungen einbringt, um sie zu steigern, kann der Mannschaft viel helfen. Das war bei der Aktion mit Dardan unser Ansatz. Ohne dieses Kämpferherz, das jeden Kampf gewinnen will, ist es für uns noch schwerer als für andere. Mir war sehr wichtig, dass wir schauen, wie wir das angehen können und in dieser Hinsicht haben wir heute viel gelernt, denke ich.

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