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„Unterschiede? Die Essenszeiten!“

Im Hause Krüger nimmt der 03. Oktober einen speziellen Platz im Kalender ein. Nicht nur, dass an diesem Tag die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fiel – nein, an diesem Tag heirateten auch die Eltern von Florian Krüger. Im Gespräch mit der HALBVIER erzählt uns Flo, der gebürtig aus Sachsen-Anhalt kommt und dort auch noch fast seine ganze Familie hat, u.a., welche Unterschiede ihm zwischen Ost und West einfallen und wie er sich in Bielefeld eingelebt hat.

Du bist in Staßfurt geboren, hast einen Großteil deines Lebens aber auch in Westdeutschland verbracht. Was sind für dich die größten Unterschiede zwischen „Ost“ und „West“?
Der Westen ist deutlich industrieller und bewohnter. Ich erinnere mich noch an meine Zeit in Gelsenkirchen, wo ich das Gefühl hatte, dass da im Ruhrpott wirklich Großstadt an Großstadt grenzt. Bei uns im Osten hast du weniger große Städte, dafür aber umso mehr Land zwischen den Regionen. Da kann gefühlt auch mal 50 Kilometer recht wenig sein – als ich in Aue gespielt habe, war Chemnitz mit 200.000 Einwohnern die nächstgelegene größere Stadt, danach kamen dann Leipzig und Dresden, wobei die Anfahrt dorthin schon etwas länger gedauert hat.

Und wenn du an die Menschen denkst?
In Gelsenkirchen und generell im Westen sind die Leute vielleicht etwas direkter. Die Leute aus meiner Region sind ein bisschen zurückhaltender und achten vielleicht mehr darauf, was sie ausgeben. Wobei ich gehört habe, dass die Bielefelder da ähnlich ticken. Eine ganz entscheidender Unterschied fällt mir aber noch ein.

Erzähl.
Die Essenszeiten! Wir haben früher immer pünktlich um 12 Uhr Mittag gegessen und um 18 Uhr kam das Abendessen auf den Tisch. Im Westen essen die Leute später – daran musste ich mich damals erstmal extrem gewöhnen, was zu Beginn nicht unbedingt einfach war.

Wir spielen am 32. Jahrestag des Berliner Mauerfalls. Was für eine Rolle hat dieses Ereignis in deiner Kindheit und vielleicht noch mehr für deine Eltern und die Familie bedeutet?
In der Schule haben wir natürlich viel darüber geredet und Dinge besprochen. Das Thema kommt innerhalb der Familie auch immer mal wieder auf, zumal meine Eltern am 03. Oktober ihren Hochzeitstag haben. Das ist aber reiner Zufall, denn sie haben schon vor dem Mauerfall geheiratet. Ich weiß, dass der Großteil meiner Familie – so wie viele andere auch – nach dem Fall der Mauer in den Westen ist, um sich „das Neue“ anzuschauen und zu gucken, was es bei uns noch nicht gab. Vorher war es so, dass immer mal wieder Pakete aus dem Westen kamen, um Sachen rüberzuschicken. Umgekehrt hat es meine Familie ähnlich gemacht und Sachen aus dem Osten per Paket in den Westen geschickt. Wenn man da heute drüber nachdenkt, finde ich es irgendwie unvorstellbar, dass man sich in einem Land, welches heute eine Einheit ist, Pakete zwischen zwei unterschiedlichen Teilen hin- und herschicken musste.   

Wohnt denn deine Familie weiterhin in und um Staßfurt?
Ja, in Staßfurt, Magdeburg, Leipzig und Umgebung. Eigentlich sind alle da geblieben.

Du hast große Teile deiner Jugend beim 1. FC Magdeburg verbracht, um dann mit 16 Jahren zum FC Schalke 04, also in den Westen, zu wechseln. Gab es Sachen, die dir damals direkt aufgefallen sind?
Wie bereits erwähnt, musste ich mich an die späten Essenszeiten gewöhnen und daran, dass die Leute im „Pott“ etwas offener und direkter sind. Dann ist mir damals noch aufgefallen, dass wir im Verein und in der Schule relativ viele unterschiedliche Nationalitäten hatten – das war etwas, was ich in der Form noch nicht so kannte, aber total spannend und cool war.


Drei Jahre später bist Du zurück in den „Osten“, nach Aue gewechselt, wo Du auch dein Profidebüt gegeben hast. War das trotz der 200 km Distanz zu Staßfurt eine Rückkehr nach Hause?
Man muss dazu sagen, dass das Erzgebirge eine eigene Tradition und seine eigenen Kulturen pflegt. Staßfurt ist in Sachsen-Anhalt, Aue in Sachsen, es sind also zwei unterschiedliche Bundesländer, trotzdem hat es sich ein bisschen wie „nach Hause kommen“ angefühlt, weil sich die Distanz zu meiner Heimat auf 200 Kilometer halbiert hat. Das war ein sehr schöner Nebeneffekt – meinen nächsten Schritt in der Karriere zu gehen und gleichzeitig näher an der Heimat zu sein. Es war schön zu wissen, dass ich innerhalb von nicht mal zwei Stunden bei der Familie sein kann. Das war vorher in Gelsenkirchen mit der Autobahn und den meist vier Stunden Fahrt dann doch nochmal etwas anderes.

Nun bist du wieder im Westen unterwegs – wie hast du dich eingelebt bei uns?
Der Wechsel nach Bielefeld war auf jeden Fall der richtige Schritt, ich habe mich vom ersten Tag an wohlgefühlt – sowohl in der Mannschaft als auch in der Stadt, die ich persönlich sehr schön finde. Ich habe bisher ausschließlich nette und herzliche Leute kennengelernt und kann daher sagen, dass ich mich gut eingelebt habe.

Fußballerisch sieht es in vielen Spielen gut aus – vor dem Tor soll es noch nicht sein. Der Kopf bleibt trotzdem oben, oder?
Klar, wobei man auch nicht drumherum reden muss, dass das nervt und natürlich auch zum Nachdenken anregt. Das ist normal. Wir bleiben aber positiv, weil wir an unsere Stärken glauben und wissen, dass wir Fußballspielen können. Es gilt, dranzubleiben und irgendwann platzt dann der Knoten und dann sieht es auch gleich wieder ganz anders aus. 

Mit wem verstehst Du dich am besten im Team?
Lennart (Czyborra, Anm. d. Redaktion) kenne ich schon etwas länger, weil wir früher zusammen beim FC Schalke gespielt haben. Da ist natürlich eine enge Bindung da, weil wir uns schon damals gut verstanden haben. Amos kenne ich aus den Lehrgängen der U-Nationalmannschaft, mit „Sebi“ (Sebastian Vasiliadis, Anm. d. Redaktion) habe ich mir im Trainingslager ein Zimmer geteilt und auch mit Janni (Serra, Anm. d. Redaktion) mache ich privat viel. Das sind so die Jungs, mit denen ich sehr auf einer Wellenlänge bin, wobei ich sagen muss, dass alle Jungs aus der Mannschaft top sind und es mir einfach gemacht haben, mich hier wohlzufühlen.

Am Wochenende geht’s gegen Bayer, die sehr gut in die Saison gestartet sind. Was erwartest du für ein Spiel?
Ein schönes Spiel – das Flutlicht wird angeschmissen, wir dürfen vor mehr Zuschauer spielen und es ist ein richtig guter Gegner, der mit zu den besten Vereinen Deutschlands gehört. Zuhause sind wir ungeschlagen und haben bisher gut ausgesehen – ich glaube nicht, dass Leverkusen so viel Bock hat, auf einen Sonntagabend hier bei uns und gegen die lautstarken Fans zu spielen. Aus all diesen Aspekten müssen wir das Positive ziehen und auf den Platz übertragen, dann bin ich guter Dinge!

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