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„Sie wollen zu jedem Heimspiel kommen“

Bryan Lasme (22) ist nicht nur ein Familienmensch, sondern auch eine Frohnatur, die sich schnell integrieren möchte. So wundert es weder, dass er bereits intensiv an seinem Deutsch arbeitet, noch, dass er die freie Zeit nutzt, um auch sein Englisch zu verbessern. Wie der Franzose die ersten vier Monate beim DSC bewertet, mit welchem Duo man ihm in der Bielefelder Altstadt am ehesten begegnen könnte und warum seine Familie zu jedem Spiel in der SchücoArena kommen möchte – das u.v.m. erklärt uns die Nummer zehn im ausführlichen Gespräch.

Bryan, was ist schwieriger? Die deutsche Sprache oder ein Tor in der Bundesliga zu schießen?
Wahrscheinlich die deutsche Sprache.

Und das, obwohl du schon mit dem Deutsch-Unterricht angefangen hast. Wie läuft es bisher?
Es läuft richtig gut, obwohl ich am Anfang natürlich ein paar Startschwierigkeiten hatte, denn eine neue Sprache zu lernen und eine neue Kultur kennenzulernen, ist immer etwas Besonderes. Mittlerweile bin ich aber in einen guten Rhythmus gekommen und ich denke, dass ich schnell dazu lerne.

Du hast zwei Deutsch-Kurse in der Woche. Während der Pandemie hast du zudem dein Englisch mit Apps aufgefrischt.
Jemand hat mir eine App empfohlen, die ich dann auch während des Lockdowns heruntergeladen habe – ich habe die Zeit dann gut genutzt, mein Englisch zu verbessern.

Scheint also, als sei es dir wichtig, Sprachen und Kulturen zu erlernen, um dich vielleicht auch besser integrieren zu können.
Absolut, Sprachen interessieren mich einfach. Natürlich ist es auch wichtig, Deutsch zu lernen, damit ich weiß, was das Trainerteam von mir verlangt und was beim Training gefordert wird. Mir macht das sehr viel Spaß.

Und wenn du einmal etwas nicht komplett verstehst?
Dann habe ich mit Sebastian Hille zum Beispiel jemanden, der mir die Ansagen ins Englische übersetzt, das hilft natürlich.

Bisher hat es mit einem Tor in der Bundesliga noch nicht geklappt. Wie schätzt du die Bundesliga generell ein?
Um ehrlich zu sein, war und bin ich noch etwas überrascht über die Bundesliga. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass es etwas anderes ist, als das, was ich aus Frankreich gewohnt war. Die Fans hier stehen wirklich zu 100% dem Team und die Stimmung ist enorm. Leider hat es mit einem Tor noch nicht geklappt, aber ich bin geduldig und optimistisch, dass sich das bald ändert.  

Kannst du die Unterschiede zwischen der französischen und der deutschen Spielweise noch etwas präzisieren?
Es sind vor allen Dingen Bereiche im technischen, aber auch im taktischen Bereich. In der Bundesliga geht es schnell nach vorne und es gibt verhältnismäßig viele Räume, die besetzt werden können. In der Ligue 2 ist es sehr kompakt und vielleicht ein Stück weit physischer.

Dein erstes Pflichtspiel lief überragend, in Bayreuth hast du nicht nur Tore gemacht, sondern wurdest auch Spieler des Spiels. Welche Erinnerungen hast du an diesen Tag?
Es war mein erstes Pflichtspiel für Arminia und eines, welches ich so schnell nicht vergessen werde. Das hat mir einen guten Schub gegeben und Lust auf mehr gemacht – nach dem Spiel haben mir viele Leute gratuliert. Das gibt natürlich Auftrieb, ich arbeite hart daran, demnächst auch in der Bundesliga zu treffen.

Du bist in Montauban geboren, hast fast dein ganzes Leben in Frankreich gelebt. Nun bist du also in Deutschland. Wie lautet dein Fazit nach deinen ersten Monaten hier bei uns und was fällt auf, wenn du beide Kulturen miteinander vergleichst?
Zuerst einmal muss ich sagen, dass die Leute hier in Bielefeld alle sehr nett sind und mir es leicht gemacht haben, mich wohl und heimisch zu fühlen. Ansonsten fällt mir die Ernährung und das Essen ein, wenn es um Unterschiede geht.

Das Essen?
Ja, ich esse glücklicherweise fast alles, wobei ich Vegetarier bin und auch häufig darauf achte, mich vegan zu ernähren. Hier in Deutschland gibt es viel Wurst und Kartoffeln – das ist mir direkt aufgefallen.

Wie ist das denn bei dir zuhause? Kochst du selber und was gibt’s als Gerichte?
Da ich alleine in meiner Wohnung lebe, koche ich natürlich auch.

Welche drei Gerichte stehen auf der Speisekarte des Kochs Bryan Lasme ganz oben?
Eine Lasagne mit Spinat und Frischkäse könnte ich machen – ich esse sehr viel Gemüse, also passt eine vegetarische Lasagne immer. Ansonsten hätte ich noch Reisgerichte mit Gemüse im Angebot. Etwas typisches Französisches könnte ich auch noch anbieten.

Ja?
Gratin – das gelingt mir in der Regel sehr gut.

Mit Edimilson Fernandes und Nathan de Medina haben wir zwei weitere Spieler im Kader, die französisch sprechen – unternehmt ihr auch abseits des Platzes einige Dinge zusammen?
Als ich gekommen bin, hat mir „Tula“ (Anm. d. Red., Nathan de Medina) sehr geholfen und mich häufig zu sich eingeladen. Er hat mir die Stadt gezeigt, mir gesagt, wo man gutes Essen bekommt und mir den Einstieg einfach nochmal erleichtert. „Edi“ ist vor kurzem zu uns gestoßen, aber da ich weiß, wie gut es tut, wenn einem geholfen wird, helfen wir ihm natürlich auch bei der Integration. Es ist immer schön, Leute dabei zu haben, die deine Muttersprache sprechen. Natürlich unternehmen wir auch außerhalb des Platzes einiges zusammen. Wir mögen die Altstadt gerne und gehen hin und wieder gemeinsam spazieren. Mir gefällt Bielefeld sehr gut.

Du bist das erste Mal nun raus aus der Heimat. Montauban, deine Heimatstadt, die unweit von Toulouse liegt, ist nicht gerade um die Ecke. Wie schaffst du es, mit deinen Freunden und der Familie Kontakt zu halten?
Bisher ist es überhaupt nicht schwierig, mich hier zu integrieren, mich wohlzufühlen und trotzdem viel Kontakt mit den Leuten aus der Heimat zu haben. Ich telefoniere täglich mit ihnen, das hilft. Ich hatte das Ziel, nach Deutschland zu kommen und hier in der Bundesliga zu spielen. Diesen Traum wollte ich mir verwirklichen und da ich eigentlich keine Probleme habe, mich in neuen Umgebungen zurechtzufinden und mich zu integrieren, läuft alles gut. Meine Familie kommt, wann immer es geht, mich besuchen und war auch schon in der SchücoArena.

Echt?
Ja, zum ersten Spiel gegen Freiburg war meine Familie da und sehr angetan von der Stimmung und der Wucht der SchücoArena. Seitdem wollen sie eigentlich jedes Wochenende und jedes Heimspiel kommen. Gegen Dortmund war eigentlich schon alles festgezurrt, aber dann ist ihnen etwas dazwischengekommen, sodass sie das kommende Wochenende leider nicht kommen können. Sie werden aber sicher den Fernseher einschalten, sodass ich weiß, dass sie dabei sind.

In Frankreich warst du seit deiner Ankunft in Bielefeld aber noch nicht, oder?
Genau. Ich bin gerade erst umgezogen, vieles ist neu für mich. Wenn ich mich gut integriert habe und noch heimischer fühle, dann mache ich mich natürlich auf den Weg nach Frankreich. Ich denke, dass die Zeit um Weihnachten sich gut anbieten würde.

Mittlerweile befinden wir uns im Herbst, du kommst aus einer Gegend in Frankreich, in der deutlich besseres Wetter als bei uns herrscht. Ist das für dich eine große Umstellung?
Ich habe einige Jahre in Sochaux gespielt und da die Stadt weiter im Norden liegt, bin ich Regen, Kälte und Schnee gewohnt. Allerdings bin ich kein Freund der kalten Jahreszeit.

Wie schaltest du denn außerhalb des Platzes ab, was sind deine Hobbies?
Ich spiele gerne PlayStation, lerne mit Apps u.a. die deutsche Sprache und gucke gerne Serien.

Hast du Tipps?
Topboy kann ich empfehlen, auch wenn es schon etwas älter ist. Squid Game habe ich durchgeguckt und sonst gucke ich auch gerne Dokumentationen – gerade über Fußball natürlich.

Auf Deutsch mit französischen Untertiteln oder auf Französisch mit deutschen Untertiteln?
Die meisten Sachen gucke ich auf Französisch mit englischen Untertiteln. Ab und an gucke ich aber auch ausschließlich auf Deutsch – zum Beispiel die Interviews von Spielern nach Bundesliga-Partien. In dem Zusammenhang gucke ich mir auch immer wieder Interviews von Franck Ribéry an. Er konnte am Anfang auch kein Deutsch und hat es dann gut gelernt.

Was sind deine deutschen Lieblingswörter?
Gemüse, Flasche und warum finde ich witzig. Die sind mir auf jeden Fall im Kopf hängengeblieben.

Das deutsche Wort „Tor“ ist dir aber auch ein Begriff, oder?
Klar. Hoffentlich ist es bald soweit!


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