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DSC Arminia Bielefeld
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„Ohne Fußball geht bei uns nicht“

Daniel Brinkmann spielte von 2014 bis 2017 bei uns und hat einen ganz besonderen Draht nach Augsburg. Warum? Weil er dort laut eigener Aussage seine beste fußballerische Zeit erlebte und mit dem FCA 2010 in die Bundesliga aufstieg. Mittlerweile ist der sympathische Ostwestfale zurück in der Heimat und Cheftrainer von Regionalligist SC Wiedenbrück. Ein Vollzeitjob, wie er selber sagt. Wem er am Freitag die Daumen drückt, bei welchem Verein er gerne mal hospitieren würde und welche Gemeinsamkeiten es zwischen Bundes- und vierter Liga gibt – das u.v.m. erzählt uns der 36-Jährige im ausführlichen Gespräch.

Daniel, was ist schwieriger? In der Regionalliga aufzusteigen oder in der Bundesliga drinzubleiben?
Puh, direkt so eine schwierige Frage zum Einstieg (lacht). Das kommt immer darauf an, von welchen Voraussetzungen wir reden. Wenn wir die aktuelle Situation vom SC Wiedenbrück und Arminia nehmen, dann würde ich es wie folgt sagen: Ich glaube, dass es für uns nahezu unmöglich ist aufzusteigen, wohingegen Arminia sehr, sehr realistische Chancen hat, die Klasse zu halten.

Ihr habt in der Regionalliga West mit Essen und Münster oder auch Köln auch schon das ein oder andere Schwergewicht. Kann man da gewisse Parallelen ziehen in Richtung Bundesliga, wo Vereine wie Bayern München, Borussia Dortmund oder auch Bayer Leverkusen seit Jahren das Non-Plus-Ultra sind?
Im Fußball gibt es häufig Parallelen – unabhängig von den Ligen gibt es immer Vereine, die finanziell besser dastehen, einen sportlichen Lauf haben oder aufgrund ihrer Geschichte und Tradition andere Voraussetzungen haben. Es gibt verschiedene Dinge, an denen man das festmachen kann. Um zur Frage zurückzukommen: Ich glaube schon, dass man das vergleichen kann, ja.

Du bist aktuell Trainer beim SC Wiedenbrück. Wie sieht das Leben eines Vollzeittrainers in der Regionalliga West aus?
Vom Umfang her sind wir eigentlich komplett professionell, auch wenn wir nicht die Kapazitäten haben, morgens und mittags zu trainieren. Wir haben ähnliche Strukturen wie der Profifußball – wir haben Gegneranalysen, scouten unsere Gegner und bereiten uns in den Trainingseinheiten, die lange im Vorfeld geplant sind, akribisch auf das jeweils kommende Spiel vor. Es sind relativ identische Abläufe, außer, dass wir von den Zeiten her etwas anders trainieren. Die Stelle an sich beansprucht aber schon sehr – es braucht viel Zeit dafür.

Seit 2019 bist du im Besitz einer A-Lizenz. Könntest du dir vorstellen, zukünftig auch höher zu arbeiten?
Es macht mir sehr viel Spaß und ich liebe es, auf dem Platz zu stehen und den Kabinengeruch in der Nase zu haben. Als ich damals vom DSC nach Wiedenbrück gegangen bin, habe ich mir in den Vertrag schreiben lassen, dass ich meine Trainerlizenz machen kann.

Du hattest also schon etwas vorausgeschaut.
Gewissermaßen, wobei ich nicht die Idee hatte, so zeitnah einen Regionalligisten zu übernehmen. Man muss dazu sagen, dass ich den SC Wiedenbrück in der Oberliga übernommen habe und am Ende der Saison sind wir aufgestiegen. Das war vom Einstieg her dann doch alles recht schnell und direkt ein hohes Niveau. Aber es hat sehr gut geklappt, die Jungs, mit denen ich zum Großteil noch zusammengespielt habe, haben es mir nicht besonders schwer gemacht und es macht mir einfach sehr viel Spaß, mich täglich weiterzuentwickeln und offen zu sein für neue Ideen. Es ist eine runde Sache, die ich auch so beibehalten möchte und klar ist auch, dass ich irgendwann auch nochmal anstrebe, im Profifußball zu arbeiten.

Wenn du die Wahl hättest, bei einem Verein deiner Wahl, egal in welchem Land, zu hospitieren. Wo wäre das und warum?
Höchstwahrscheinlich wäre es Bayern München. Das liegt daran, dass es eine Dimension von Verein ist, die ich so in meinem Leben als Spieler nicht kennenlernen durfte als Spieler, weil ich einfach nicht gut genug war (lacht). Es liegt aber auch an der Arbeit von Julian Nagelsmann. Ich finde seinen Werdegang und seine Arbeit einfach super interessant und spannend – da will ich nicht nur die jetzige Zeit bewerten, sondern vor allem auch die Zeit in Hoffenheim, wo er noch sehr jung war und mit Spielern zusammengearbeitet hat, die älter waren. Um da erfolgreich zu sein und bei den Jungs anzukommen, muss man fachlich von der Idee schon sehr überzeugt sein und diese gut vermitteln. Deswegen glaube ich, dass das das Gesamtpaket wäre, was mich am meisten interessieren würde.

Wie würdest du als Trainerkollege von außen die Art und Weise beschreiben, wie Frank Kramer und sein Trainerteam bei Arminia arbeiten?
Ich muss sagen, dass mich die Ergebnisse und Spiele von Arminia immer sehr interessieren, nur ist es mir oft auch nicht erlaubt, die Spiele live zu gucken. Meistens habe ich keine Zeit, die Spiele zu sehen, deshalb kann ich mir da kein objektives Urteil erlauben. Was ich sagen kann, ist, dass ich ja auch weiß, woher Arminia kommt und dass es auch nicht immer nur leichte Zeiten gab in der Vergangenheit. Es ist einfach ein Riesenerfolg, dass die Mannschaft jetzt zum zweiten Mal eine realistische Chance hat, die Klasse zu halten. Ich glaube, das ist schon sehr vielsagend. Daher verbietet sich jede weitere Analyse, denn der Trainer macht bei Arminia gute Arbeit. Punkt.

Am Freitag kannst du dir davon selbst ein Bild machen, schließlich kommst du zu uns und guckst dir das Spiel zwischen uns und dem FCA an. Ist es dein erster Stadionbesuch nach längerer Zeit?
Ich war Ende letzten Jahres, kurz nachdem ich zusammen mit der Traditionsmannschaft des DSC den Klosterpforten-Cup gewonnen habe, im Stadion. Das war gegen Bayer Leverkusen, ist also gut fünf Monate schon wieder her.

Für wen schlägt beim Aufeinandertreffen zwei deiner ehemaligen Vereine denn dein Herz?
Es fällt mir verdammt schwer. Da bin ich auch gar nicht um Diplomatie bemüht, sondern das ist meine ehrliche Meinung: Ich hatte zweifelsohne meine beste fußballerische Zeit in Augsburg, habe dem FCA unheimlich viel zu verdanken und habe weiterhin einen unheimlich guten Draht nach Augsburg.

Wobei dein Bezug zum DSC ja auch groß sein dürfte.
Auf jeden Fall, wobei ich immer etwas traurig auf meine Zeit bei Arminia zurückgucke.

Wie kommt’s?
Ich hatte leider in Bielefeld das Pech, dass ich nicht mehr an mein Leistungsniveau von früher anknüpfen konnte. Ich würde das daher auf zwei unterschiedliche Ebenen brechen. Meine private beste Zeit hatte ich in Bielefeld, weil das einfach Heimat war und ist. Wir hatten schöne und erfolgreiche Jahre, aber ich habe es durch Verletzungen und Pech nie ganz geschafft, meine besten Leistungen abzurufen. Dem trauere ich hinterher, denn ich hätte hier gerne meine Karriere beendet und allen gezeigt, dass ich ein guter Kicker war. Meine sportlich beste Zeit hatte ich in Augsburg. Dementsprechend ist es für mich auch nicht leicht zu sagen, für wen am Freitag mein Herz schlägt. Ich wünsche mir, dass am Ende des Jahres beide Mannschaften in der Bundesliga bleiben.

Du sagtest, du hast noch einen ganz guten Draht nach Augsburg. Wie genau sieht das aus, denn es sind ja jetzt auch immerhin fast zehn Jahre?
Außer Jan Moravek spielt keiner mehr aus der damaligen Mannschaft. Ich habe mit dem Mannschaftsarzt des FCA oft Kontakt – wenn ich in Augsburg bin, gehe ich ins Stadion, gucke bei den Physios vorbei und sage allen von früher gerne Hallo. Genauso würde ich es aber auch hier beim DSC machen. Augsburg hat es mir und meiner Familie einfach angetan – zwei Paten unserer Kinder leben in Augsburg. Wir hatten damals das Glück, in einer tollen Nachbarschaft zu wohnen. Mit vielen dieser Menschen haben wir auch heute noch engen Kontakt.

Wie würdest du den FCA in ein paar Sätzen charakterisieren? Was macht Augsburg aus in Bezug auf Identität und Charakter?
Für mich war es damals ein Alleinstellungsmerkmal, dass wir die Möglichkeit hatten, in aller Ruhe zu arbeiten. Das Umfeld ist – egal wie gespielt wurde – nie unruhig geworden. Das hat den FCA über Jahre hinweg ausgezeichnet und tut es wahrscheinlich auch heute noch. Auch die hohe Identifikation mit den Fans – genauso wie in Bielefeld – ist mir hängengeblieben. Das war schon besonders.

Besonders war auch damals der Zusammenhalt beim DSC. Du spieltest von 2014 bis 2017 bei uns, hast intensive Jahre mit dem Aufstieg in Liga Zwei sowie dem Einzug ins DFB-Pokalhalbfinale erlebt. Wie sieht dein aktueller Kontakt zu uns aus?
Wie im Gespräch bereits erwähnt, spiele ich in der Traditionsmannschaft des DSC – da sind z.B. auch noch David Ulm und Tom Schütz dabei. Dann habe ich noch einen sehr guten Draht zu Florian Dick. Gerade „Flo“ war einer meiner engsten Freunde in der Mannschaft und der Kontakt ist glücklicherweise bis heute geblieben. Dadurch, dass ich in Wiedenbrück arbeite und in OWL wohne, kriege ich zwangsläufig immer mal wieder Sachen mit. Generell lässt sich festhalten, dass wir damals schon eine sehr eingeschworene Gemeinschaft hatten.

Lass uns zum Abschluss noch ein wenig abseits des Platzes gucken – du hast eine Tochter und einen Sohn. Letztgenannter ist wohl auch schon ganz fußballverrückt.
Auf jeden Fall. Er lässt keine Möglichkeit aus, um zu spielen. Würden wir ihm die Frage stellen, wer am Wochenende gewinnen soll, würde er ganz klar Arminia sagen. Er spielt selbst Fußball bei Jerxen-Orbke, kommt immer, wenn es geht, ins Stadion, um die Spiele meiner Mannschaft anzugucken und freut sich einfach, dabei zu sein.

Freitag Bundesliga, Samstag Regionalliga, Sonntag Familie?
Es ist meistens so, dass wir Sonntagmorgens trainieren und dann noch die Spiele angucken, die für uns interessant sind. Wenn das passt, mache ich das auch selbst und fahre noch zu Spielen und ab und ab und zu spiele ich auch noch in unserer zweiten Mannschaft. Also ohne Fußball geht bei uns nicht, aber der Rest des Sonntags gehört dann auf jeden Fall Frau und Kindern. Sonst würde ich auch in Schwierigkeiten kommen (lacht).

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