"Jeder Erfolg beginnt mit einer Idee"

Michael Mutzel, nach den abschließenden zwei Testspielen der Sommer-Vorbereitung. Welchen Eindruck haben Sie von unserer Mannschaft? Wie wirkt das Team wenige Tage vor dem Pflichtspiel-Start in Dresden auf Sie?
Beim 3:1 am Samstag gegen TSV Steinbach Haiger hat mir vieles gut gefallen. Die Jungs kommen immer besser in die Abläufe. Uns sind auch diesmal die Tore gelungen, die uns am Freitag im Test gegen die Sportfreude Lotte noch verwehrt geblieben sind. Die Mannschaft erspielt sich immer Torchancen, das Zusammenwirken der einzelnen Mannschaftsteile wird immer besser. Aber natürlich ist auch zu erkennen, dass wir uns insgesamt noch steigern können. Jedes Training und jedes Spiel helfen dabei, um die Abstimmung auf dem Platz zu verbessern. Es hat mich auch sehr gefreut, dass knapp 4000 Zuschauer bei der Saisoneröffnung in der SchücoArena waren. Das zeigt das Interesse und die Lust der Arminen auf die Mannschaft und die kommende Saison.
17 neue Spieler, ein neuer Cheftrainer und ein neues Trainerteam, ein runderneuerter Staff um die Mannschaft, dazu Sie als neuer Sport-Geschäftsführer. Wie hat diese neue Gruppe die ersten Wochen gemeinsam hinbekommen?
Allein der Begriff „neue Gruppe“ unterstreicht ja, was da zusammenwachsen muss. Jeder bringt sich ein, jeder ist offen, jeder stellt das Miteinander in den Vordergrund und seine persönlichen Interessen im Sinne der Gemeinschaft erstmal hinten an. Das hat sich schon in den ersten Tagen nach dem Trainingsauftakt am 28. Juni gezeigt, sehr deutlich wurde es für mich in unserem richtig gelungenen Trainingslager in Kiens in Südtirol. Diese eine Woche war nicht nur wichtig für die Arbeit auf dem Platz, sondern hat auch außerhalb des Platzes etwas entstehen lassen. Es wird in der Saison nur in einem Miteinander klappen. Und ich sehe, dass jedem im Team etwas daran liegt, dieses Gefüge zu stärken und daraus eine funktionierende Mannschaft zu bilden. Aber wir stehen natürlich erst am Anfang einer Entwicklung.
Welche Rolle spielt dabei Mitch Kniat als neuer Cheftrainer?
Jeder Erfolg beginnt mit einer Idee. Mitch Kniat war meine erste Verpflichtung für Arminia Bielefeld. Er passt mit seiner positiven, mitreißenden Art perfekt zu unserer Neuausrichtung und steht zudem für attraktiven Fußball. Ich hatte schon in den Gesprächen mit dem Aufsichtsrat zu meiner Verpflichtung die Überzeugung, dass wir eine neue Spielidee brauchen, die frisch ist, unterhaltsam für die Fans im Stadion ist, die zur Tradition unseres Clubs passt und für ein großes Miteinander steht. Nachdem wir dann Kontakt hatten und miteinander sprachen, war uns beiden, glaube ich, unabhängig voneinander auch schnell klar, dass wir hier bei Arminia Bielefeld zusammenarbeiten wollen.
Wie kann sich das auf den ganzen Verein übertragen?
Wir haben alle eine tiefe Überzeugung, uns für den richtigen Weg entschieden zu haben. Wir als Geschäftsführung, also Christoph Wortmann und ich, treiben unsere Themen voran, führen tagtäglich viele Gespräche und wollen damit auch unseren Mitarbeitenden in allen Bereichen Vertrauen geben. Arminia ist ja nicht nur die Mannschaft im Trainingszentrum an der Friedrich-Hagemann-Straße, sondern auch ein ganzes Team in der Geschäftsstelle, die dem Club nicht nur einen organisatorischen Rückhalt geben. Sie sind auch emotional wichtig. Dazu vielleicht ein Beispiel: Mitch und ich haben unseren Einstand für Mannschaft und Geschäftsstellen-Team mit einem gemeinsamen Essen nach dem Testspiel gegen Gütersloh (2:1) gegeben. Da entstanden viele gute Gespräche, es gab ein intensives Kennenlernen, An den Tischen saßen Spieler und Mitarbeitende völlig gemischt und es wurde über alle möglichen Themen gesprochen. So etwas halte ich für außerordentlich wichtig.
Reden wir nun intensiver über die bevorstehende Saison. Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Auftakt in die 3. Liga am kommenden Samstag auswärts bei Dynamo Dresden?
Dresden kennt die Liga, weiß um die Herausforderungen, und hatte während der vergangenen Saison eine deutliche Perspektive Richtung 2. Bundesliga. Dass sie zurückwollen in die 2. Liga, ist in den öffentlichen Äußerungen in der Vorbereitung deutlich geworden. Wir werden in einem sicherlich ausverkauften Stadion auf eine erste harte Probe gestellt werden. Dynamo ist zweifelsfrei der Favorit in diesem Spiel und muss mit diesem Druck auch zurechtkommen. Wir werden auf den Gegner und die Umstände dieses Duells gut vorbereitet sein. Insofern freue ich mich total, dass es jetzt losgeht und bin extrem gespannt auf unser erstes Pflichtspiel in unserer neuen Konstellation.
Welches Saisonziel hat Arminia Bielefeld?
Das ist in diesen Tagen die wahrscheinlich meistgestellte Frage und natürlich kann ich das nachvollziehen. Eine Vielzahl der Journalisten erhoffen sich dann, dass ich nur ganz kurz und knapp antworte: „Platz soundso.“ Das würde dem aber überhaupt nicht gerecht werden, was dahintersteckt. Unser sportliches Ziel ist es, in erster Linie, unsere Fans mit leidenschaftlichem Fußball wieder zurückzugewinnen und natürlich wollen wir grundsätzlich jedes Spiel gewinnen. Wenn man die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Kaderetat mit einbezieht, ist die Realität allerdings auch, dass wir im ligaweiten Vergleich definitiv nicht unter den ersten 3 Plätzen sind. Das bedeutet in unserer Herangehensweise aber nur, dass wir auf allen Ebenen besonders intensiv arbeiten werden, und auf dieser Basis gehen wir die Saison an.
Wie schwierig ist es für unseren Club, die 3. Liga zu stemmen?
Der Aufsichtsrat und mein Geschäftsführer-Kollege Christoph Wortmann mit seinem Team in der Geschäftsstelle haben hier sehr gute Arbeit geleistet, um die Lizenz für die 3. Liga zu stemmen. Die zu bekommen, war keine Selbstverständlichkeit. und es liegt mir fern, mich jetzt über die Situation zu beklagen. Es ist einfach die Gegebenheit.
Welche Entwicklungsschritte definieren Sie bzw. möchten Sie sehen?
Das Zusammenwachsen des Teams haben wir schon besprochen. Dann geht es darum, dass die Mannschaft unser Spielsystem von Mitch Kniat schnell verinnerlicht und gut auf den Platz bekommt. Wir wollen wieder eine gute Beziehung zu unseren Fans haben. Es liegt an uns, Schritte auf die Fans zuzugehen, uns nahbar zu präsentieren: Das Echo ist bislang ausgesprochen positiv. Dazu hat die Saisoneröffnung mit der Autogrammstunde am Samstag in der SchücoArena beigetragen, aber auch die vielen Kontakte im Trainingslager und rund um die öffentlichen Trainingseinheiten. Da sehe ich auch den Ball bei uns liegen, dass wir das weiterhin mit Leben zu füllen. Wir wollen aber selbstverständlich auch erfolgreich Fußball spielen, wir wollen mit unserer Mannschaft Spiele gewinnen und den vielen, vielen Arminia-Fans an den Wochenenden wieder Freude bereiten. Deshalb meine ich, es schließt sich nicht aus, ehrgeizig und ambitioniert zu sein, trotzdem aber in Entwicklungsschritten zu denken. Niemand baut hier Luftschlösser.
Wieviel Geduld braucht es?
Geduld ist das richtige Stichwort, weil noch mehr dahintersteckt. Mir hat mal jemand das Zitat mitgegeben: Geduld meint Mut, Kraft und Ausdauer. Also braucht es schon mal mehr, als nur genügend Zeit ins Land gehen zu lassen. Im Fußball funktioniert nichts auf Knopfdruck. Trotzdem gibt es hier rund um Arminia natürlich die Sehnsucht, wieder eine erfolgreichere Mannschaft zu sehen. Wir arbeiten gemeinsam daran, eine positive Entwicklung zu schaffen. Ich erkenne bei allen viel Fleiß, täglich das Beste zum Wohle des Clubs zu geben. Alles zu geben wird eine Grundtugend sein, die wir auf dem Platz erkennen wollen. Die auch wichtig für die Akzeptanz dieser neuen Mannschaft bei unseren Fans sein wird. Alles zu geben, heißt aber nicht immer, alles zu bekommen.
Abschließend: Wie haben Sie sich bislang in Bielefeld eingelebt? Wie gefällt es Ihnen?
Erst einmal möchte ich mich dafür bedanken, wie ich hier empfangen und aufgenommen wurde! Mein erster Eindruck von der Stadt Bielefeld ist total positiv und ich fühle mich schon sehr wohl mit den Menschen und hier in Ostwestfalen. Das ist eine sehr schöne Grundlage. Nachdem die ersten 5 Wochen besonders intensiv waren, werden die Tagesabläufe nun „normaler“. Deshalb konnte ich zuletzt auch schon einige schöne Ecken von Bielefeld sehen. Vor allem die Altstadt gefällt mir sehr gut. Viele Restaurants, viel spielt sich im Freien ab. Ab Mitte August werde ich meine Wohnung beziehen. Darauf freue ich mich schon. Es fühlt sich im Moment alles sehr gut an.
- Wortmann AG weitet Engagement als Partner aus
- Zurück zur Übersicht
- holz4home ist Rückensponsor