Schüco
DSC Arminia Bielefeld
Hannover 96
2 : 0
Arminia Bielefeld
Sa., 15.10.2022 20:30

0:2-Niederlage bei Hannover 96

Wir verlieren unser Auswärtsspiel bei Hannover 96 mit 0:2 (0:1). Auf das frühe Gegentor zeigen wir eine gute Reaktion, treffen zweimal Aluminium und geben bis zum Schluss vor über 4.000 lautstarken Bielefelder Fans im Auswärtsblock alles.

Zweimal Aluminium, eine kämpferisch starke Leistung und ein Auftritt, der zeigt, dass es nur zusammen geht – wir verlieren unser Auswärtsspiel bei Hannover 96 zwar mit 0:2, doch es gibt genug Dinge, die für die nähere Zukunft Mut machen. 4.000 Bielefelder im prall gefüllten Auswärtsblock machen nicht nur Stimmung über 90 Minuten, sondern sehen auch eine Mannschaft, die will, derzeit aber auch nicht vom Glück gesegnet ist.

Im Vergleich zum Heimspiel gegen den KSC in der Vorwoche nahm Cheftrainer Daniel Scherning sechs Wechsel in der Startelf vor. Christian Gebauer, Andres Andrade, George Bello, Ivan Lepinjica, Marc Rzatkowski und Masaya Okugawa rückten für Frederik Jäkel, Bastian Oczipka, Guilherme Ramos, Benjamin Kanuric, Bryan Lasme und Jomaine Consbruch ins startende Aufgebot.

Die Partie startete denkbar schlecht. Nach nicht einmal vier Minuten konnten die Hausherren in Führung gehen. Cedric Teuchert und Havard Nielsen spielten einen schönen Doppelpass, den Teuchert vom Sechzehner stark ins lange Eck schlenzte, Martin Fraisl im DSC-Kasten hatte bei diesem Schuss keine Chance.

Arminia schüttelte sich kurz, brauchte ein paar Minuten, um den frühen Schock zu verdauen, kam dann mit der Zeit aber besser in die Partie. In der 13. Minute spielte es der DSC gut durchs Mittelfeld und kam am Ende der Stafette durch Bello zur Flanke. Diese rutschte durch auf Okugawa, der etwas zu überhastet daneben schoss.

Ein ähnliches Bild sollte sich kurze Zeit später zeigen – da wurde es aber richtig gefährlich (25.). Wieder konnte der aufgerückte US-Amerikaner von links flanken, wieder fand er Okugawa. Der Japaner stieg am ersten Pfosten hoch und köpfte auf das kurze Eck. Ron-Robert Zieler im 96-Tor wäre machtlos gewesen, doch der Ball klatschte an den Pfosten. Okugawa blieb in dieser Phase einer von mehreren DSC-Aktivposten und prüfte den Weltmeister-Torwart von 2014 mit einem Flachschuss vom Sechzehnereck, Zieler packte sicher zu (27.)

Von 96 kam wenig, eben auch, weil Arminia früh presste, mutig spielte und immer wieder Gelegenheiten kreierte – so auch in der 34. Minute. Eine Ecke von Robin Hack landete bei Kapitän Oliver Hüsing, der sich gegen seinen Gegenspieler durchsetzen konnte und das Spielgerät aus zehn Metern mit dem Fuß ganz knapp neben den Kasten setzte. Kurz vor dem Pausenpfiff erzielte der Gastgeber durch Teuchert das vermeintliche 2:0, doch da dem Treffer von Hannovers Stürmer ein Foulspiel an Christian Gebauer vorangegangen war, nahm das Schiedsrichtergespann um Matthias Jöllenbeck das Tor nach Überprüfung des VAR folgerichtig zurück.

In der Halbzeit wechselte das Bielefelder Trainerteam und brachte Jomaine Consbruch für Sebastian Vasiliadis. Der junge Armine fügte sich gleich gut in die Partie ein – einen Schuss von Hack, der über das Tor ging, bereitete er vor (49.), eine Flanke von Rzatkowski köpfte Consbruch frei Richtung Hannoveraner Gehäuse, doch ein 96-Akteur klärte in letzter Minute vor der Linie.

Arminia war da, Arminia wollte, Arminia wurde gnadenlos unterstützt, doch die Kugel wollte nicht rein. Exemplarisch dafür war die 63. Minute – Rzatkowski setzte sich trotz Gegnerdruck stark durch, spitzelte die Kugel im letzten Moment zu Consbruch, der sich aus 20 Metern ein Herz fasste und mit seinem Schuss abermals die Latte traf.

In der letzten Viertelstunde ging Arminia volles Risiko – der eingewechselte Bryan Lasme brachte sich mit seinen tiefen Läufen und anschließenden Flanken von der rechten Seite gut ein, doch irgendwie schaffte es Hannover, alle Angriffe unserer Jungs mit Ach und Krach zu verteidigen.

Kurz vor Schluss folgte dann der unverdiente K.O. Der auffällige Nielsen stieg nach einer Freistoßflanke von Enzo Leopold am höchsten und köpfte vor 29.200 Zuschauern zum 2:0-Endstand ein (86.).


Hannover 96:
Zieler – Muroya, Börner, Neumann – Kunze (70. Besuschkow), Leopold – Schaub (83. Stolze), Foti (46. Beier), Köhn – Nielsen, Teuchert (74. Weydandt).

DSC Arminia Bielefeld:
Fraisl – Gebauer (85. Sidler), Hüsing, Andrade, Bello – Lepinjica (85. Klimowicz)– Vasiliadis (46. Consbruch), Rzatkowski (73. Lasme) – Okugawa, Hack – Serra.

Tore:
1:0 (4.) Teuchert, 2:0 (86.) Nielsen.

Gelbe Karten:
Kunze, Teuchert/Lepinjica, Okugawa, Consbruch

Zuschauer:
29.200

„Können Gutes daraus ziehen“

Wir haben die Stimmen nach unserem Auswärtsspiel in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Nach der Partie äußerten sich u.a. Martin Fraisl, Oliver Hüsing, Janni Serra und Robin Hack zur 0:2-Niederlage bei Hannover 96.

Oliver Hüsing:
"Wir wollten zu Beginn genau das machen, was Hannover gelungen ist. Drauf gehen, pressen und direkt im Spiel sein. Die Bälle wollen bei uns einfach nicht reinfallen und so stehen wir nun hier mit einer bitteren Niederlage. Es zieht uns keiner aus dieser Situation, außer wir selbst. Wir müssen uns selbst aus dieser Scheiße befreien. Heute und morgen tut es brutal weh, wir kotzen auch ab - ich kann jeden Frust verstehen. Ab übermorgen gehen die Köpfe wieder hoch, dann wird neue Energie reingeworfen und weitergearbeitet. So müssen wir weitermachen, dann kommen auch die Punkte. "

Janni Serra:
"Heute haben wir nicht verdient verloren, das ist bitter. Hannover 96 trifft nach fünf Minuten zur Führung und trifft dann nochmal, jedoch erst kurz vor Ende, dafür uns mitten ins Herz. Hinzukommt das Pech auf unserer Seite, wir treffen zweimal die Latte. Wir sind hier heute marschiert und kamen auch gut aus der Pause. Aber wer keine Tore schießt, der kann auch nicht gewinnen. Das Ergebnis ist Mist, aber der Aufwand hat gepasst. Unsere Ansprüche waren zu Beginn der Saison sicherlich andere, aber jeder einzelne hat die neue Situation angenommen."

Robin Hack:
"Jeder hat gekämpft, wir haben versucht, Fußball zu spielen, aber so leicht dürfen wir die Gegentore nicht kriegen. Wir müssen jetzt einfach weiter an uns arbeiten, wir können uns da selber rausziehen. Im Pokal haben wir nichts zu verlieren."

Martin Fraisl:
"Das Spiel war geprägt von viel Energie von uns, wir haben alles reingeworfen. Umso bitterer ist es, dass der Gegner zwei Großchancen von uns auf der Linie klären kann und wir dann noch zweimal Aluminium treffen. Wir waren die bessere Mannschaft und haben unverdient verloren. Wenn wir so weitermachen, werden wir die nötigen Punkte holen - und dann werden wir im Kampf um den Klassenerhalt bestehen."

Daniel Scherning:
"Der Auftritt war absolut in Ordnung, da können wir viel Gutes draus ziehen. Aber im Fußball geht es um Effektivität; da waren wir nicht gut genug und haben deshalb das Spiel verloren. Wir müssen unsere Fehler minimieren und in beiden Strafräumen effektiver werden. Das 1:0 ist so eine Situation: Da haben wir Überzahl, aber bekommen keinen Druck auf den Ball. Der Pokal wird jetzt Herausforderung, aber das ist ein anderer Wettbewerb und nur ein Spiel. Wir haben eine Chance aufs Weiterkommen, auch wenn uns das aktuell sicherlich keiner zutraut. Die Fans haben uns heute die gesamte Spielzeit nach vorne gepeitscht, das war eine gute Zusammenarbeit von den Rängen und auf dem Platz. Die Enttäuschung über die aktuelle Situation ist natürlich verständlich. Wir wollen am Samstag in der SchücoArena gegen den FC St. Pauli gemeinsam das Ding mit unseren Fans ziehen"


Torschüsse
Ballbesitz
Eckbälle
Freistöße
Passquote
Zweikampfquote
Fouls
Gelbe Karten
Gelb-Rote Karten
Rote Karten
Abseits
Laufdistanz (km)

Fotos aus Hannover

Wir haben noch die Bilder aus Hannover (Fotos: Thomas F. Starke).

„Verpflichtet, bessere Leistungen zu liefern“

Cheftrainer Daniel Scherning und Sport-Geschäftsführer Samir Arabi stellten sich auf der Pressekonferenz vor unserem Auswärtsspiel am Samstagabend bei Hannover 96 (20:30 Uhr) den Fragen der Journalisten. Wir haben den PK-Bericht mit Aussagen und Personalinfos zur Partie bei 96.

Zum Personal:
Frederik Jäkel fällt definitiv aus. Bastian Oczipka hat unter der Woche individuell trainiert, muss mit muskulären Problemen aber weiterhin kürzer treten. Fabian Klos und Lukas Klünter sind zurück im größten Teil des Mannschaftstainings, aber noch keine Option für das Spiel.

Daniel Scherning über die Herangehensweise und taktische Ausrichtung:
"Wir brauchen Mut und Überzeugung – das haben wir gegen den KSC im zweiten Abschnitt gesehen. Nach der Pause waren wir wesentlich aktiver und haben das 1:1 erzielt. Davon brauchen wir morgen deutlich längere Phasen, in denen wir das Spiel aktiver gestalten. Wir müssen im Umschaltspiel konsequent nachschieben und den eigenen Ballbesitz absichern. Gegen Hannover wird es um die Mischung gehen – tief stehen, um vorne Räume zu schaffen und auch mal hoch pressen. Für mich ist nicht die Höhe der Kette entscheidend, sondern die Kompaktheit und die Abstände zwischen den Ketten."

Scherning über die aktuelle Situation und die Unterstützung von 4.000 Bielefeldern:
"Wir sind verpflichtet, bessere Ergebnisse und Leistungen zu liefern. Wir wissen, das uns uns unsere Fans immer unterstützen, es wird ein Flutlichtspiel in einem tollen Stadion. Wir haben uns viel vorgenommen und wollen unsere Leistung abliefern. Unter der Woche haben wir viele Dinge thematisiert, die wir in einem Spiel gegen eine gute Hannoveraner Mannschaft brauchen werden. Am Freitagmorgen standen 20 Spieler auf dem Platz, jeder hat den Anspruch, für Arminia zu spielen: Ich erwarte von den Spielern, dass sie die Chance ergreifen, wenn sie da ist. Wir erwarten keine Wunderdinge, sondern Mut, Konsequenz und Emotionalität – in guten, wie in schlchten Phasen. So können wir uns in ein Spiel arbeiten, nur gemeinsam. Das weiß die Mannschaft auch."

Alle Aussagen von beiden Protagonisten könnt ihr euch im Video nochmal angucken.


Viel zu erzählen

Hannover 96 blickt als einer der ältesten deutschen Profi-Fußballvereine auf eine äußerst bewegte Historie zurück. Da wundert es kaum, dass unser kommende Gegner seit 2013 als erster Profiverein überhaupt einen hauptamtlichen Archivar hat und auch dieser Tage einmal mehr viel los ist.

Weit mehr als 100.000 Einzelobjekte gehören dem Archiv von Hannover 96 an, dass damit zweifelsfrei zu einem der umfangreichsten im deutschen Profifußball gehört. Die Fachbibliothek, die mit viel Liebe und einem eigens dafür angestellten Archivar gepflegt wird, umfasst nicht weniger als 600 Titel. Zu den alten Schätzchen des Hannoveraner Archivs gehören u.a. uralte Vorstandsprotokolle, gut aufbewahrte Stadionzeitungen aus alten Zeiten und etliche Pokale und Trophäen, die Hannover in seiner gut 126-jährigen Vereinsgeschichte gewann.

In dieser Spielzeit gewann 96 unter dem neuen Cheftrainer Stefan Leitl, der vor der Saison von Greuther Fürth gekommen war,  fünf Spiele und steht mit aktuell 17 Punkten auf Platz sieben der Tabelle. Nachdem es zu Beginn der Saison etwas haperte, holte der Club aus der niedersächsischen Landeshauptstadt zwischen Spieltag vier und neun in sechs Spielen starke 16 Punkte – zuletzt setzte es allerdings zwei knappe Niederlagen gegen den HSV (1:2) sowie Heidenheim (1:2), sodass die zwischenzeitlich entfachte Euphorie einen klitzekleinen Dämpfer erhielt. Nichtsdestotrotz ist mit Hannover in dieser Spielzeit zu rechnen – mit Spielern wie Maximilian Beier, Sebastian Kerk, Havard Nielsen, Phil Neumann, Ron-Robert Zieler oder Sei Muroya sind die 96er gut aufgestellt und haben eine starke Tiefe in ihrem Kader.

Aktuell herrscht rund um die Heinz-von-Heiden-Arena abseits des Sports allerdings ordentlich Unruhe. Zwischen 96-Profifußball-Geschäftsführer Martin Kind und dem Verein ist ein Streit entfacht, in welchen sich mittlerweile sogar die DFL eingemischt hat. Kurz zusammengefasst geht es um die 50+1-Regel. Der Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH Kind war im Juli vom Stammverein abberufen worden, konnte sich vor Gericht dann allerdings wenige Wochen später wieder in sein Amt zurückklagen. Nun stellt sich für viele Außenstehende die Frage, ob die 50+1-Regel in Hannover noch eingehalten wird, da Kind vor Gericht gewinnen konnte und somit gegen den Willen des e.V. im Amt bleibt.

Das alles wird am Samstag ab 20:30 Uhr aber vorerst keine Rolle spielen. Dann steht einmal mehr der Sport im Vordergrund. Und bestimmt gibt es auch nach dem Spiel wieder eine Menge zu erzählen. Eben so, wie es bei Hannover üblich ist. Und bei uns ja sowieso.  

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