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Aus Dnipro nach Bielefeld

Am Sonntag hat unsere U17 Historisches geschafft: Erstmalig ist eine Juniorenmannschaft der Arminia Deutscher Meister geworden. Mittendrin in der Jubeltraube nach dem Abpfiff des Finalspiels gegen den VfL Wolfsburg in der SchücoArena war auch Artem Zaloha. Der 15-Jährige ist mit seiner Mutter und seinem Bruder aus der Ukraine nach Bielefeld geflüchtet. Wir haben mit ihm gesprochen und seine Geschichte für euch zusammengefasst.

Am Sonntag hat unsere U17 Historisches geschafft: Erstmalig ist eine Juniorenmannschaft der Arminia Deutscher Meister geworden. Mittendrin in der Jubeltraube nach dem Abpfiff des Finalspiels gegen den VfL Wolfsburg in der SchücoArena war auch Artem Zaloha. Der 15-Jährige stand, wie schon in den Halbfinals gegen den FC Schalke 04 und der letzten Ligapartie gegen Preußen Münster, im Tor der Schwarz-Weiß-Blauen. Zum DSC kam Artem erst zum 1. Januar 2023. Und überhaupt ist Artem erst knapp ein Jahr in Bielefeld. Im März 2022 flüchtete er mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder aus der Ukraine nach Ostwestfalen. Nur knapp ein Jahr später ist er nun Deutscher Meister in seiner Altersklasse. Wir haben mit ihm gesprochen und seine Geschichte für euch zusammengefasst.

Artem Zaloha über…

…seinen Weg nach Bielefeld:

„Wir sind wegen des Krieges in der Ukraine nach Deutschland gekommen. In Dnipro war der Krieg zu der Zeit noch nicht so weit fortgeschritten. Trotzdem haben wir als Familie entschieden, das Land zu verlassen. Ich bin mit meinem kleinen Bruder (5) und meiner Mutter nach Bielefeld gekommen, auch, weil eine Freundin von meiner Mutter hier lebt. Mein Vater konnte nicht mitkommen, weil Männer nur unter bestimmten Voraussetzungen die Ukraine verlassen können. Im Moment halten wir über tägliche Videoanrufe den Kontakt zu ihm.“

…sein Leben in einer Bielefelder Gastfamilie und seinen Schulalltag:

„Wir wurden zusammen mit einer weiteren ukrainischen Familie bei Freunden aufgenommen. Das ergänzt sich ganz gut, weil die Familie ebenfalls mit zwei Kindern da ist und ein Mädchen in meinem und eines in dem Alter von meinem kleinen Bruder hat. Seitdem ich hier bin, gehe ich hier auch zur Schule. Von meinen Mitschülern wurde ich sofort sehr gut aufgenommen. Deutsch habe ich erst hier gelernt, musste auch das Alphabet neu lernen. Aber das ging bisher ganz gut, auch wenn die Sprache nicht ganz so einfach zu lernen ist.“  

…seinen Weg zurück zum Fußball und zur Arminia:

„Meine wichtigsten Sachen, eine Tasche mit Torwarthandschuhen und Fußballschuhen, hatte ich schon in der Ukraine gepackt und mitgenommen. Fußball ist mein Leben und ich habe nach zwei Wochen schon einen Verein gefunden. Nach einem Training beim VfL Schildesche bin ich über eine Bekannte zum VfL Theesen gekommen. Dann hatte ich ein ehrgeiziges Ziel und ich habe meinen damaligen Trainer beim VfL und einen Bekannten gebeten, mir zu helfen bei Arminia Bielefeld ein Probetraining zu bekommen. Das hat dann auch geklappt und so konnte ich ein- bis zweimal die Woche bei der U17 mittrainieren. Das erste Training hat mich aber doch überrascht. Die Geschwindigkeit und das Niveau waren sehr hoch. Trotzdem habe ich es geschafft, mich durchzusetzen und mich in die Mannschaft zu spielen.“

…die Mannschaft und den Zusammenhalt:

„Die Jungs haben mich sofort gut aufgenommen und waren von Beginn an sehr nett zu mir. Ich kann schon sagen, dass wir alle miteinander befreundet sind. Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist sehr gut.“

…über den Vergleich zu seinem vorherigen Verein SK Dnipro-1:

„SK Dnipro-1 ist in der Ukraine ein großer Verein mit vielen Möglichkeiten. Aber die Spieler hier in meinem Alter sind alle spielerisch besser und körperlich sehr stark. Auch die Trainer sind alle sehr gut und nett, nicht nur zu mir. Allerdings war das Trainingsgelände bei Dnipro deutlich besser als hier (lacht). Mit meinen ehemaligen Mannschaftskollegen habe ich immer noch Kontakt. Wir tauschen uns aus und halten uns auf dem Laufenden. Einige Spieler sind wie ich damals aus Dnipro weggegangen. Mittlerweile sind einige aber schon wieder zurückgekehrt und spielen wieder für den Verein.“

… die Situation in seiner Heimat:

„Ich denke oft darüber nach, schon allein, weil mein Vater nach wie vor dort lebt und arbeitet. Deswegen verfolge ich auch natürlich regelmäßig die Nachrichten und das Geschehen vor Ort.“

…das Finale in der SchücoArena:

„Den Tag vor dem Spiel war ich nicht nervös. Auch am Spieltag selbst nicht. Als wir aber im Spielertunnel waren, habe ich eine extreme Gänsehaut bekommen. Wenn man sich dann aber wieder auf das Spiel konzentriert, fällt die Aufregung wieder von einem ab, dann geht’s. Aber ich habe vorher noch nie vor so vielen Menschen gespielt. Zuvor waren 1.500 Zuschauer das Maximum. Im Spiel war die Anspannung auch da. Und nach ungefähr 25 Minuten habe ich mir gedacht: Das wird heute ein langer Tag (lacht). Nach dem Spiel habe ich als erstes meinen Vater angerufen. Der hat das Finale zuhause verfolgt und war einfach sehr stolz auf mich.“

…seine Wünsche für die Zukunft:

„Sportlich möchte ich auf das höchste Level kommen, gut spielen und natürlich Profi werden. Aber für mich und meine Familie wünsche ich mir, dass wir gesund bleiben, der Krieg so schnell es geht vorüber geht und dass mein Vater nach Deutschland kommen kann. Ich wünsche mir, dass wir schnellstmöglich als Familie wieder zusammenkommen. Ich möchte gerne noch eine Weile hier bleiben, weil ich auch glaube, dass ich hier bessere Chancen habe meine Karriere aufzubauen.“

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